Differenzieren und Individualisieren

 

Die Grundschule ist eine Schule für alle Kinder, Kinder, denen das Lernen leicht fällt, Kinder, die noch nicht schulreif sind, Kinder, die sich im Lernen schwer tun, Kinder, die sich für einzelne Lernbereiche besonders interessieren, Kinder, die in einzelnen Teilbereichen Schwierigkeiten haben, z.B. Konzentrationsschwächen oder motorische Schwierigkeiten… (diese Liste könnte um so viele Punkte erweitert werden, wie Kinder in unsere Schule gehen).

 

Wir sehen diese Verschiedenheit der Kinder als Bereicherung und Chance, sie miteinander und voneinander lernen zu lassen. Wir versuchen jedes Kind dort abzuholen wo es steht und es so individuell zu fördern wie möglich.

 

Daher lernen bei uns die Kinder in der flexiblen Schuleingangsphase (1./2. Schuljahr) in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen (siehe Schuleingangsphase und Übergänge) und in allen Jahrgangsstufen mit offenen Unterrichtsmethoden (siehe Offener Unterricht) und Lernstudios, um Kindern mit besonderen Schwierigkeiten in einzelnen Lernbereichen wieder Lernerfolge zu ermöglichen (siehe Beraten und Beurteilen, Förderprogramme).

Inklusion: Gemeinsames Lernen (GL)

Seit dem Schuljahr 2011/12 beschulen wir Kinder im Gemeinsamen Lernen (GL). Im “Gemeinsamen Lernen (GL)”  arbeiten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf  mit anderen Kindern zusammen. Eine Förderschulkollegin unterstützt unser Team im Unterricht (Team Teaching, Einzelförderung, Kleingruppenarbeit) und in der Erstellung individueller Förderpläne, die  erarbeitet und im Unterricht umgesetzt werden. Individuelle Förderpläne gibt es auch für Kinder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf, wenn sie z.B. in unseren “Lernstudios” (zusätzl. Förderstunden) besonders gefördert werden oder einen erweiterten individuellen Förderbedarf haben.

Hintergrund ist die Zielsetzung der Kultusministerkonferenz, die UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 in Schulen umzusetzen. Das bedeutet, dass Kinder mit und ohne Handycaps gemeinsam lernen. Die Behindertenrechtskonvention (Artikel 24) sichert Menschen  mit Handycap ein individuelles Recht auf Bildung zu. Um dieses Recht zu verwirklichen dürfen Menschen nicht aufgrund einer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden. Diese Konvention ist für Bund, Länder und Gemeinden völkerrechtlich bindend und daher auch unsere Aufgabe in den kommenden Jahren, der wir uns gerne stellen. Vor Jahren haben wir bereits Kinder im gemeinsamen Unterricht beschult, daher ist uns diese Arbeit vertraut. Wir sehen das gemeinsame Lernen aller Kinder als Bereicherung, welches  jedem einzelnen Kind zugute kommt.

 

Weitere Bausteine unseres Konzeptes zur individuellen Förderung und Differenzierung sind unter anderen:

 

Der Anfangsunterricht Deutsch

Unserem Anspruch jedes Kind individuell und differenziert zu beschulen muss auch der Anfangsunterricht, also das Lesen- und Schreibenlernen Rechnung tragen. Ein „Lernen im Gleichschritt”, wo jedes Kind zum gleichen Zeitpunkt das Gleiche bearbeitet, egal ob es schon Lesen und Schreiben kann, egal ob es sprachliche Schwierigkeiten hat, schien uns mehr und mehr unvorstellbar. So entschlossen wir uns vor vielen Jahren schon den Anfangsunterricht mit der Methode Lesen durch Schreiben zu gestalten. Ergänzt wird diese Methode durch „den Buchstaben der Woche”, bei dem die Kinder Stationen durchlaufen, um diesen Buchstaben mit allen Sinnen zu erfahren und die Schreibrichtung intensiv ein zu üben.

 

Das Herz der Methode bildet eine Buchstabentabelle. Wir arbeiten seit 2005/2006 mit der Tabelle aus dem Unterrichtswerk „Tinto”.

 

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Mit Hilfe dieser Buchstabentabelle, die jedem Laut ein Bild zuordnet, schreiben die Kinder schon ab der ersten Schulwoche lautgetreue Wörter. Lautgetreu bedeutet, dass die Kinder ein Wort schreiben wie sie es hören. So ist jedes Kind schon sehr früh in der Lage all das aufzuschreiben, was es möchte. Kann das Kind eindeutig jedem Laut einen Buchstaben zuordnen, stellt sich das Lesen wie von selbst ein. Das geschieht natürlich bei jedem Kind zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt, so wie jedes Kind zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Laut - Buchstabenzuordnung abgeschlossen hat. Also ermöglicht die Methode dem Kind, dass es seinen Schreib- und Leselernprozess selbstständig steuern und nach seinem eigenen Lerntempo gestalten kann. Die Gefahr einer Über- oder Unterforderung ist dadurch ausgeschlossen.

 

Das Rechtschreibkonzept in Anlehnung an N. Sommer-Stumpenhorst

Das bei „Lesen durch Schreiben” zentrale Verschriften von Wörtern, d.h. die Übertragung der gesprochenen Laute in Schriftzeichen, ist nach N. Sommer-Stumpenhorst bereits die erste Stufe des Rechtschreibens. Von dieser „Privatschrift” des Schulanfängers bis zur orthografisch richtigen Schreibung ist es ein langer Lernweg: Die Laute werden nicht beliebigen Zeichen zugeordnet, sondern die Zuordnung geschieht nach einem bestimmten Prinzip. Auch die richtige Schreibung der Wörter folgt bestimmten Regeln und Gleiches gilt für die Unterteilung von Texten. In einem Rechtschreibunterricht ab Klasse 1 gilt es, den Kindern diesen Lernweg überschaubar zu machen. Auf diesem Weg sind Rechtschreibfehler keine Fehler, sondern notwendige Entwicklungsschritte, denn das Kind ordnet seine Erfahrungen mit der Schriftsprache, entwickelt vorläufige Regeln und verändert diese, passt sie mehr und mehr den Konventionen des Erwachsenen an. Dies geschieht bei Kindern nicht bewusst, sondern in der Entwicklung eines inneren (unbewussten) Regelsystems, als Rechtschreibgespür. Dieses wird durch gezielte Sprach- und Schreibübungen forciert, wie der Arbeit mit der Wörterklinik (nach Beate Leßmann), Übungen im Rechtschreibheft und der Einführung und Einübung besonderer Rechtschreibphänomene. Außerdem steht das frühe Schreiben als wichtiges Element des Rechtschreiblernprozesses im Mittelpunkt des Unterrichts, d.h. den Kindern werden täglich Anlässe zum Verschriften von Wörtern und Sätzen geboten.

 

Nachdem die Kinder über dieses Rüstzeug verfügen, brauchen sie eine Orientierung an korrekten Rechtschreibvorbildern. Bei dieser Orientierung geht es nicht darum, dass die Kinder Wörter auswendig lernen um sie dann getreu kopieren zu können. Sie lernen vielmehr, dass bestimmte Laute und Lautfolgen konstant anders geschrieben werden, als wir sie sprechen. Daher arbeiten wir, sobald die Kinder lautgetreu verschriften und Wörter erlesen können ergänzend mit Abschreibübungen.

 

Abschreibübungen:

Abschreibübungen sind nur dann sinnvoll, wenn Kinder sinnerfassend lesen können, die Texte dem Sprachwissen und dem Wortschatz des Kindes entsprechen und die Vorlage beim Schreiben verdeckt wird. Ansonsten wird das Abschreiben zum bloßen Kopieren von Zeichen. Daher üben die Kinder mit speziell für ihre jeweilige Lernstufe entwickelten Texten. Das Abschreiben wird in einer bestimmten Abfolge trainiert:

  • Text ganz lesen.
  • Schwierige Stellen markieren.
  • In Sinnabschnitten abschreiben, dabei leise mitsprechen und immer wieder mit der Vorlage vergleichen.
  • Text abschließend mit der Korrekturkarte von hinten nach vorne kontrollieren.

Kinder, die das richtige Schreiben erst noch lernen, können sich bei der Produktion eines Textes nicht gleichzeitig auf den Inhalt und die Rechtschreibung konzentrieren. Sie müssen daher lernen, ihre Texte im Nachhinein zu korrigieren. Dies wird in unserem Rechtschreibunterricht ab Klasse 3 an Hand von Fehlertexten geübt. Kinder lernen Fehlertexte auf eine effektive Art und Weise zu korrigieren:

  • Vorwärts lesen (Lesen mit Verstand)
  • Rückwärts lesen mit Korrekturkarte (Lesen was da steht)
  • Vorwärts lesen und auf Besonderheiten der Wörter achten

 

Arbeit mit neuen Medien

 

Unsere Schule verfügt über einen Computerraum mit 12 Arbeitsplätzen und in jedem Klassenraum stehen den Kindern 2 Computer in Medienecken zu Verfügung. Alle Computer verfügen über Internetzugang und sind untereinander vernetzt. Diese werden dazu genutzt, den Kindern Wissen im Umgang mit Computern, dem Internet und mit Textverarbeitung zu vermitteln. Ziel ist es, am Ende der Grundschulzeit den vom e-team Rhein-Erft entwickelten „Computer-Fuchs” zu erreichen.

 

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit das Lernen der Kinder in den verschiedensten Lernbereichen mit spezieller Lernsoftware zu unterstützen. So arbeiten wir beispielsweise in Mathematik mit der Software „Blitzrechnen” (mathe 2000) oder unterstützen einige Kinder mit Schwierigkeiten beim Lesenlernen mit dem Förderprogramm „celeco”.